dimanche 26 mai 2013


Acetylsalicylsäure – eine onkopräventive Substanz?

S.Ginter  ( Luxemburg)


Die European Society of Cardiology und die American Heart Association empfehlen, dass bei einem 10-Jahres-Herzinfarktrisiko von und über 10% eine Primärprävention mit 75mg Acetylsalicylsäure (ASS ) für alle Altersgruppen und beide Geschlechter sinnvoll ist. Die tägliche Low-Dose-Aspirin-Therapie hemmt die Plättchenaggregation und wird seit langem auch in der Sekundärprävention  kardiovaskulärer Erkrankungen eingesetzt. Eher neu ist die Diskussion um die onkoprotektive Wirkung der Acetylsalicylsäure (ASS ). Mehrere Metaanalysen von Peter Rothwell der Universität Oxford im Lancet Oncology 2012 zeigen dass eine mehrjährige ASS-Therapie in der onkologischen Primär- und Sekundärprävention, insbesondere der Bildung von Fermetastasen, wirksam ist (Effect of daily aspirin on risk of cancer metastasis: a study of incident cancers during randomised controlled trials The Lancet, Volume 379, Issue 9826, Pages 1591 - 1601, 28 April 2012) Nach drei Jahren Behandlung mit Aspirin reduziert sich das  Blutungs-und Krebsrisiko signifikant. Die vom Autor vorgestellten Untersuchungen  zeigen in der Primärprävention von Herzkreislauferkrankungen eine um 15 Prozent reduzierte Krebssterblichkeit bei Frauen und Männern gegenüber der Kontrollgruppe. Ab einer dreijährigen Einnahme sinkt das Sterberisiko um 25 Prozent, ab fünf Jahren um 37 Prozent auch für nichtkardiovaskuläre Todesfälle . Das erhöhte Blutungsrisiko nimmt mit der Behandlungsdauer ab und nach einer dreijährigen Behandlung bleibt der Vorteil der sinkenden Krebssterblichkeit. Die Veröffentlichungen zeigten auch eine Senkung der Fernmetastasen bei Adenokarzinomen bis zu 70 Prozent aber keine Wirkung auf das lokale Tumorwachstum .
 Die amerikanische Studie (Aspirin Intake and Survival After Breast Cancer, M.D. Holmes et al., JCO  2010; 29:1467-1472) zeigt auch eine Risikoreduktion für Brustkrebs. Frauen könnten ihr Brustkrebsrezidivrisiko mit der regelmäßigen Einnahme von Aspirin um die Hälfte verringern. Der Wirkungsmechanismus von ASS wird noch diskutiert: in den Zellen wird ein Energiesparmodus aktiviert, welcher das Zellwachstum hemmt. (Science S. A. Hawley et al., The Ancient Drug Salicylate Directly Activates AMP-Activated Protein Kinase, Science 2012; 336:918-922)  Die AMPK  reguliert in den Zellen den Energiestoffwechsel und eine Aktivitätreduzierung beeinflusst auch die Zellproliferation
Die Aspirinwirkung  auf Mammakarzinom ist demnach rezeptorunabhänig. Die Acetylsalicylsäure (ASS) wirkt inhibitorisch auf die Cyclooxygenasen insbesondere die Cox-2. Wechselwirkungen zwischen entzündlichen Vorgängen und Tumorrezidiven sind wahrscheinlich.
In der rein onkologischen Primärprävention sollte eine sorgfältige Risiko-Nutzen Analyse bei den bekannten Nebenwirkungen von Acetylsalicylsäure erfolgen. Die Anwendung empfiehlt sich  bei Personen die ein persönliches oder familiäres erhöhtes Risikoprofil zeigen zb bei Darmkrebs insbesonders bei Menschen die gleichzeitig kardiovaskuläre Risiken zeigen. Bei bestehender Indikation für eine Thrombozytenaggregationshemmung bestätigen die Daten ASS als Mittel der Wahl, um den zusätzlichen onkologischen Vorteil zu nutzen. 
In der Sekundärprävention nach Krebsdiagnose drängt sich sicherlich eine grosszügige Indikationsstellung auf im Vergleich zu den oft nebenwirkungsstarken,klassischen, onkologische Therapien. Besonders hier scheint sich aus den Studien heute eine solide Beweislage abzuleiten.

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