Acetylsalicylsäure – eine
onkopräventive Substanz?
S.Ginter ( Luxemburg)
Die European
Society of Cardiology und die American Heart Association empfehlen,
dass bei einem 10-Jahres-Herzinfarktrisiko von und über 10% eine Primärprävention
mit 75mg Acetylsalicylsäure (ASS ) für alle Altersgruppen und beide
Geschlechter sinnvoll ist. Die tägliche Low-Dose-Aspirin-Therapie hemmt die Plättchenaggregation und wird seit
langem auch in der Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen eingesetzt. Eher neu
ist die Diskussion um die onkoprotektive Wirkung der Acetylsalicylsäure (ASS ).
Mehrere Metaanalysen von Peter Rothwell der Universität Oxford im Lancet
Oncology 2012 zeigen dass eine mehrjährige ASS-Therapie in der onkologischen
Primär- und Sekundärprävention, insbesondere der Bildung von Fermetastasen,
wirksam ist (Effect of daily aspirin on risk of cancer metastasis: a study of
incident cancers during randomised controlled trials The Lancet, Volume 379, Issue 9826, Pages 1591 - 1601, 28 April 2012) Nach
drei Jahren Behandlung mit Aspirin reduziert sich das
Blutungs-und Krebsrisiko signifikant. Die vom Autor vorgestellten Untersuchungen
zeigen in der Primärprävention von
Herzkreislauferkrankungen eine um 15 Prozent reduzierte Krebssterblichkeit bei
Frauen und Männern gegenüber der Kontrollgruppe. Ab einer dreijährigen
Einnahme sinkt das Sterberisiko um 25 Prozent, ab fünf Jahren um 37 Prozent auch
für nichtkardiovaskuläre Todesfälle . Das erhöhte Blutungsrisiko nimmt mit der
Behandlungsdauer ab und nach einer dreijährigen Behandlung bleibt der Vorteil
der sinkenden Krebssterblichkeit. Die Veröffentlichungen zeigten auch
eine Senkung der Fernmetastasen bei Adenokarzinomen bis zu 70 Prozent aber
keine Wirkung auf das lokale Tumorwachstum .
Die amerikanische Studie (Aspirin
Intake and Survival After Breast Cancer, M.D. Holmes et al., JCO 2010;
29:1467-1472) zeigt auch eine Risikoreduktion für Brustkrebs. Frauen könnten
ihr Brustkrebsrezidivrisiko mit der regelmäßigen Einnahme von Aspirin um die
Hälfte verringern. Der Wirkungsmechanismus
von ASS wird noch diskutiert: in den Zellen wird ein Energiesparmodus
aktiviert, welcher das Zellwachstum hemmt. (Science S. A. Hawley et
al., The Ancient Drug Salicylate Directly Activates AMP-Activated Protein
Kinase, Science 2012; 336:918-922) Die AMPK
reguliert in den Zellen den
Energiestoffwechsel und eine Aktivitätreduzierung beeinflusst auch die Zellproliferation
Die
Aspirinwirkung auf Mammakarzinom ist demnach rezeptorunabhänig. Die Acetylsalicylsäure
(ASS) wirkt inhibitorisch auf die Cyclooxygenasen insbesondere die Cox-2. Wechselwirkungen
zwischen entzündlichen Vorgängen und Tumorrezidiven sind wahrscheinlich.
In der rein onkologischen Primärprävention sollte eine sorgfältige
Risiko-Nutzen Analyse bei den bekannten Nebenwirkungen von Acetylsalicylsäure erfolgen.
Die Anwendung empfiehlt
sich bei Personen die ein persönliches
oder familiäres erhöhtes Risikoprofil zeigen zb bei Darmkrebs insbesonders bei
Menschen die gleichzeitig kardiovaskuläre Risiken zeigen. Bei bestehender
Indikation für eine Thrombozytenaggregationshemmung bestätigen die Daten ASS
als Mittel der Wahl, um den zusätzlichen onkologischen Vorteil zu nutzen.
In der Sekundärprävention nach Krebsdiagnose drängt sich
sicherlich eine grosszügige Indikationsstellung auf im Vergleich zu den oft
nebenwirkungsstarken,klassischen, onkologische Therapien. Besonders hier
scheint sich aus den Studien heute eine solide Beweislage abzuleiten.
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